Kurdisches Exilparlament in KASSEL
KommAG at ASCO.nev.sub.de
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Fri Nov 17 13:19:00 GMT 1995
## Nachricht vom 17.11.95 weitergeleitet
## Ursprung : /REGIONAL/UNI
## Ersteller: KommAG at ASCO.nev.sub.de
>Welche politische Loesung braucht Kurdistan ?
>Informationsveranstaltung
>mit VertreterInnen des kurdischen Parlaments im Exil
*8.12. 19.00 Uhr*
*Neue Mensa der Gesamthochschule Kassel*
*Hollaendischer Platz*
>Das kurdische Exilparlament
Das kurdische Exilparlament versucht als demokratische Vertretung der
kurdischen Gesellschaft Beziehungen zu internationalen Institutionen
aufzubauen. Es will den Rahmen fuer eine friedliche, politische Loesung
schaffen.
"Das kurdische Exilparlament darf nicht als Teilung der Tuerkei betrachtet
werden. Dieses Parlament zielt auf die Gleichberechtigung und demokratische
Einheit sowohl von Tuerken als auch von Kurden. Das kurdische Parlament im
Exil wird fuer alle Menschen Kurdistans, ohne einen Unterschied im Nationalen,
Religioesen und Kulturellen zu machen, das Organ sein, das ihre demokratischen
Wuensche verwirklicht. Das Parlament betrachtet den Befreiungskampf des
kurdischen Volkes als legitim. Es wird diesen Kampf unterstuetzen und
entwickeln. Das Parlament ist gegen jede Art der Fremdherrschaft. Es stuetzt
sich auf die nationale Befreiungsbewegung. Es unterstuetzt und entwickelt die
Existenz des kurdischen Volkes im Ausland. Es wird die hierfuer notwendigen
Beschluesse fassen und sich selbst nach diesen demokratisch zustandegekommenen
Richtlinien orientieren."
(Yasar Kaya, Praesident des kurdischen Parlaments im Exil)
>Die Entstehung
Das kurdische Exilparlament trat am 12. April 1995 in Den Haag (Niederlande)
erstmals zusammen. Unter den 65 gewaehlten Abgeordneten sind 5 Parlamentarier,
die bis zu ihrem Verbot die Demokratiepartei DEP im tuerkischen Parlament
repraesentierten.
Nach ihrer Vereidigung verabschiedeten sie das 31 Punkte umfassende Programm.
In dem Programm wird ein international kontrollierter beidseitiger
Waffenstillstand gefordert. Voraussetzung fuer eine politische Loesung ist die
Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts. Das Parlament verurteilt
Menschenrechtsverletzungen und versucht, die Verantwortlichen vor
internationalen Gremien zur Rechenschaft zu ziehen.
Der Krieg in Kurdistan ist kein "Terrorismus-Problem", wie es die tuerkische
Regierung beschreibt, sondern ein "internationaler Konflikt" im Sinne der
Genfer Konventionen.
Nach der Gruendung der Republik Tuerkei verschaerfte sich die Unterdrueckung der
Kurdinnen und Kurden.
In den letzten Jahren eskalierte der Krieg. Ueber 3.000 kurdische Doerfer
wurden bisher zerstoert, die Bevoelkerung zur Flucht in die Staedte gezwungen.
Tuerkische und kurdische Oppositionelle wurden inhaftiert. Viele von ihnen
wurden verschleppt, gefoltert und ermordet.
Der Konflikt wird mit grosszuegiger finanzieller und militaerischer
Unterstuetzung der Bundesrepublik, der USA und anderer Staaten im Rahmen des
NATO-Buendnisses geschuert.
Wie nun ist der Kurdistan-Konflikt, dessen Folgen auch in der Bundesrepublik
zu spueren sind, politisch loesbar?
Wie kam es zur Gruendung des kurdischen Exilparlaments?
Was sind Ziele des Exilparlaments?
Was ist anders an diesem Weg zur Selbstbestimmung?
Wie kann die BRD zur Loesung des Konflikts beitragen?
Eingeladen sind Xane Alkan, Nejdet Buldan, A. Ekber Kuru
VeranstalterInnen:
Buendnis 90/DIE GRUeNEN, DGB, IG Medien, Friedensforum, SPD Kassel-Stadt, AStA
der GhK, StudentInnengruppe Kurdistan, Zentrum fuer kurdische Sprache und
Kultur
im Rahmen des bundesweiten friedenspolitischen Ratschlags in Kassel am 9. und
10.12.95
V.i.S.d.P.: StudentInnengruppe Kurdistan
>Chronologie des Strebens der KurdInnen nach Selbstbestimmung ab 1. Weltkrieg
1920 Friedensvertrag von Sèvres, geschlos-sen mit den Alliierten, empfiehlt
die Schaffung eines freien Kurdistan
1923 Vertrag von Lausanne: Er hebt den Vertrag von Sèvres wieder auf,
Kurdistan wird der Tuerkei zugeschlagen. Atatuerk gruendet die Republik Tuerkei
1925 Aufstand des Sheikh Said Piran im tuerkischen Teil Kurdistans
1927 Gruendung der nationalen kurdischen Liga. In weiten Teilen Kurdistans
Aufstaende
1930 Grosse Widerstandsbewegung um den Berg Ararat
1931 Aufstand Mahmoud Barzandjehs in Sued-Kurdistan
1933 Aufstand Barzanis in Sued-Kurdistan
1936 Aufstand von Sayyed Reza Dersimi im tuerkischen Teil Kurdistans
1945 Gruendung der Republik Mahabad im Iran, nach einem Jahr niedergeschlagen
1961 Militaerputsch
1970 Militaerputsch
1978 Gruendung der Arbeiterpartei Kurdistans PKK
1980 Militaerputsch, Zerschlagung der Opposition, Massenverhaftungen
1984 PKK nimmt den bewaffneten Kampf auf
1990 Aus der Sozialdemokratischen Partei ausgeschlossene kurdische
Abgeordnete gruenden die Partei "Arbeit des Volkes" HEP
1991 22 Kandidaten der HEP werden ins Parlament gewaehlt
1992 Erscheinen der oppositionellen Tages-zeitung Oezguer Guendem
1993 Schliessung der Zeitung Oezguer Guendem, Verbot der HEP. Gruendung der
"Demokra-tischen Partei" DEP. Dreimonatiger Waffen-stillstand der PKK.
Verbot kurdischer Vereine und Organisationen in der BRD
1994 Erscheinen der Tageszeitung Oezguer Uelke. Kandidaten der DEP fuer die Kommu-
nalwahlen werden verhaftet, daraufhin Aufruf zum Wahlboykott.
Verbot der DEP wird von der Nationalversammlung bestaetigt. Aufhebung der
Immunitaet der Abgeordneten, Verhaftung.
Oezguer Uelke wird zerbombt.
1995 Erscheinen der Tageszeitung Yeni Politika, nach deren Verbot Oezguer
Politika.
Gruendung des kurdischen Exilparlaments
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